Wanderkarte und Höhenprofil – © Ausschnitte aus KOMPASS Kartografie
Die Wanderung von Tübingen aus über den Schlossberg zur Wurmlinger Kapelle und zurück über das Ammertal beginnen wir in der Uhlandstraße, am Denkmal für den Dichter Ludwig Uhland.
Den Neckar, der hier mit zwei Armen eine Insel umfließt, überqueren wir nach 100 m auf dem sogenannten Indianersteg. Der 1863 erbaute Steg war ein beliebter Kinderspielplatz und in einem Unfallbericht aus dem Jahre 1871 wird er sogar offiziell so benannt.
Die Neckarinsel ist weit über die Universitätsstadt hinaus bekannt für ihre prächtigen, fast 200 Jahre alten Platanen.
Strecke: ca. 15 Kilometer |
Wir halten uns für 200 m rechts. Am östlichen Ende der Neckarinsel gelangen wir über eine Treppe auf die Eberhards- oder Neckarbrücke. Die Brücke wurde 1899 erbaut und ist noch immer die wichtigste Verbindung zwischen Altstadt und den südlichen Stadtteilen.
Von der Brücke aus hat man einen sehr schönen Blick auf Tübingens bekanntestes Postkartenmotiv, die Neckarfront mit dem Hölderlinturm. Den Turm, in dem der Dichter Friedrich Hölderlin 40 Jahre bei einer Schreinerfamilie wohnte, erreichen wir am Ende der Brücke, über eine kleine Treppe und den Weg an der Neckarmauer entlang. Dieser schmale Gang, der “Zwingel“, war mit seinen staufischen Buckelquadern Teil der mittelalterlichen Stadtmauer.
Am Hölderlinturm mit seiner Stocherkahn-Anlegestelle wenden wir uns auf einer Treppe aufwärts, In der Bursagasse halten wir uns links. Wir gehen an der Burse vorbei, dem ersten Universitätsgebäude Tübingens und sehen linkerhand eine Treppe mit einem kleinen Tor – hier war bis in die 1930er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein der Zugang zum Neckarbad, dem öffentlichen Bad der Tübinger.
Weiter geht´s die Bursagasse hinauf bis zum “Faulen Eck” – einer Wegspinne mit mehreren Gassen, die hier zusammenlaufen. Dieser kleine Platz war traditionell ein Treffpunkt der Studenten und dementsprechend der Name, den die Bewohner dem Platz gaben. Vom faulen Eck führt uns der Weg, rechts am Hotel “Hospiz” vorbei, die steile Burgsteige aufwärts zum Schloss Hohentübingen. Die Burgsteige ist die älteste Straße Tübingens. Haus Nummer 7 war das Wohnhaus des Astronomen Michael Mästlin, dem Lehrer von Johannes Kepler.
Die Gebäude unterhalb des Schlosses, mit der alten Universität, dem evangelischen Stift bis zum Marktplatz und zum Holzmarkt mit der Stiftskirche nannte man Oberstadt. Hier wohnten die besseren Leute, Professoren, Beamte und die wohlhabenden Bürger. Die Unterstadt vom Haagtor am Ammerkanal entlang über die Krumme Brücke bis zur Metzgergasse war das Revier der Weingärtner, Handwerker und kleinen Leute – Gôgen und Raupen genannt.
Das prächtige Renaissanceportal am Ende der Burgsteige ist der Eingang zum Schloss Hohentübingen. Auf dem westlichen Vorplatz mit den Resten der alten Sternwarte haben wir eine sehr schöne Aussicht auf die Unterstadt und das Ammertal. Den Innenhof des Schlosses durchqueren wir und folgen auf der gegenüberliegenden Seite einem engen tunnelartigen Gang, bis es auf der südlichen Seite durch ein großes Tor wieder ins Freie geht. Hier lohnt sich bei Kilometer 1,1 der Wanderung eine kurze Rast, um das weite Panorama des Neckartales zu genießen.
Über den Schlossgraben, die Schlossbergstraße und den Lichtenberger Weg kommen wir bei Kilometer 2,5 unserer Wanderung an den Bismarckturm. Hier beginnt auch der Uhlandweg, dem wir über den Winterweg – bis zur Wurmlinger Kapelle folgen. Wir werden begleitet durch einige Tafeln mit Liedern des Dichters der deutschen Romantik. Die Route zur Kapelle ist zudem als Jakobsweg gekennzeichnet.
Den Kapellenberg besteigen wir auf einem schmalen und sehr steilen Pfad, bis wir schließlich bei Kilometer 6,8 zur Kapelle gelangen. Vom kleinen Friedhof aus bietet sich ein grandioser Blick über das Neckartal hinweg hinüber bis zum Albtrauf.
Der Rückweg nach Tübingen führt durchs Ammertal: Den Kapellenberg steigen wir auf demselben Pfad hinab, den wir schon beim Aufstieg genommen haben, erreichen nach ca. 300 m einen kleinen Sattel und nehmen den Weg linkerhand. Bereits nach wenigen Metern biegt ein mit einem roten Kreuz gekennzeichneter Pfad rechts ab. Der Pfad führt uns hinunter ins Tal. Dabei orientieren wir uns am “Wiesbrunnen“, einer Niederung, die sich vom umgebenden Acker- und Wiesenland abhebt. Das Feuchtbiotop ist im Besitz des Naturschutzbundes Deutschland, Nabu. Bevor im 20. Jahrhundert das Ammertal großflächig entwässert wurde, um landwirtschaftliche Nutzfläche zu schaffen, waren viele Flächen so nass wie der Wiesbrunnen. Das Schutzgebiet ist beliebter Rastplatz für Zugvögel und Standort seltener Arten wie Laubfrosch, Feldschwirl, Zwergtaucher und Rohrammer.
Wir wenden uns nun talabwärts in Richtung Tübingen und erreichen bei Kilometer 9,9 die Domäne Ammerhof. Direkt hinter dem Gut halten wir uns rechts auf dem Asphaltweg und biegen am Waldrand nach links ab.
Bei Kilometer 11,8 treffen wir auf den Schwärzlocher Hof. Das Hofgut ist seit jeher ein beliebtes Ausflugslokal, in dem schon Uhland, Mörike und Hauff Rast gemacht haben. Nach einer Rast im Biergarten oder in der historisch-urigen Gaststube halten wir uns auf unserem Weg weiter in Richtung Tübingen und treffen bei Kilometer 12,7 in der Schwärzlocher Straße auf die ersten Häuser der Stadt.
Der Schwärzlocher Straße folgen wir, vorbei an der ehemaligen Villa der Familie Zanker (Waschmaschinen) bis wir bei Kilometer 13,9 rechterhand auf den Haagtortunnel treffen. Der Tunnel durch den Schlossberg führt uns an den Fuß der Neckarhalde und auf der Alleenbrücke über den Neckar. Auf halber Strecke biegen wir von der Brücke ab zur Neckarinsel und kommen an den Denkmälern von Ottilie Wildermuth sowie von Friedrich Silcher vorbei wieder zum Indianersteg. Hier halten wir uns rechts und sind wieder am Ausgangspunkt unserer rund 15 Kilometer langen Wanderung.