Das Murgtal mit seinem Einzugsgebiet ist prägend für den Nordschwarzwald. Untypisch für einen Schwarzwaldfluss, durchschneidet die Murg in ihrem knapp 80 Kilometer langen Lauf das Mittelgebirge von Süd nach Nord.
Die Zuflüsse zur Murg sind auf der Westseite, welche dem Steigungsregen ausgesetzt ist, lang und wasserreich. Auch die Quellflüsse, Rechtmurg und Rotmurg (wg. seines moorigen Wassers), entspringen dem Hauptkamm um den Ruhestein und den Schliffkopf. In Obertal bei Baiersbronn fließen die beiden zusammen zur Murg und bekommen in Baiersbronn Verstärkung durch den Forbach, der vom Kniebis an Freudenstadt vorbei in die Murg mündet.
Bis Schönmünzach hat die Murg geringes Gefälle und die Talhänge sind regelmäßig. Die Meereshöhe beträgt hier 500 Meter.
Der Talabschnitt bis Forbach ist wesentlich enger und die Talhänge sind schroff – ein enge Schlucht.
Das granitene Grundgebirge tritt gegenüber dem Buntsandstein hervor.
Erst in Forbach öffnet sich das Murgtal wieder, um bis zur Mündung in den Rhein bei Rastatt eine breite Talsohle mit geringem Gefälle und einer Meereshöhe von 109 Meter zu bilden.
Lebensgrundlage: der Wald
Dauerhafte Lebensgrundlage gewährleistete die Nachfrage nach Holz und den Nebenprodukten. Bergbau, Metallverarbeitung sowie das so genannte Waldglas waren keine tragenden Gewerbe und auch die Landwirtschaft konnte nur als Feld-/Graswirtschaft mit Viehhaltung zur Selbstversorgung dienen.
Der Holzreichtum des Waldes aber war fast unbegrenzt und mit Erfindungsreichtum und Fleiß haben die „ Colonisten“ 1000 Jahre Schwarzwaldgeschichte geschrieben.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft im Murgtal war sehr unterschiedlich ausgeprägt. Von ertragreicher Dreifelderwirtschaft auf Schwemmböden im mildem Rheinklima der unteren Murg, über Feld-Graswirtschaft auf den Talböden z.B. in Baiersbronn bis zur Brandwirtschaft auf den Höhen.
Die schlechten Böden und das Gebirgsklima ließen im oberen Murgtal keinen sehr ertragreichen Landbau zu. Ausnahmen sind sogar im Ortsnamen festgehalten. Bei Schönegründ z.B. ist das Tal flach, wasserreich und breit. Auch Fischzucht war ein wichtiges Gewerbe. Forbach leitet seinen Namen ab von der Forelle, der Forle.
Beim Feld-Grasanbau konnte nach einer längeren Ruhezeit möglicherweise zwei Jahre hintereinander Getreide angebaut werden. Oftmals war es wegen der Hanglage nicht möglich, einen Pflug oder einen Ochsenkarren einzusetzen – es musste alles gehackt und mit Menschenkraft transportiert werden.
Wiesenhänge wurden mittels eines Bewässerungssystems mit dem mineralstoffreichen Wasser der Bergbäche bewässert, um einen dritten Schnitt zu erhalten.
Auf den Höhen um Ruhestein, Schliffkopf und Hornisgrinde entstanden die sogenannten Grinden, durch Beweidung freigehaltene Hochflächen.
Erbrealteilung
Diese Form der Vererbung von Besitz garantierte jedem Nachkommen einer Familie den gleichen Anteil an Grund und Boden. Dies führte zu einer starken Parzellierung , zu Wirtschaftsflächen wie „Hosenträgern“. Zusätzlich zum Bevölkerungswachstum und begrenztem Siedlungsland, führte diese Zersplitterung zu Auswanderungsschüben vor allem im 18. Jahrhundert nach Amerika.
Quellen + Literaturtipps zu Baiersbronn, der Region und seiner Geschichte
Markus Bittmann: Das Murgtal: Geschichte einer Landschaft im Nordschwarzwald. Katz, Gernsbach. 2009 |
Bildhinweis: Das Murgtal bei Gernsbach. © VRD/Fotolia.com, Foto oben: Rainer Sturm/pixelio.de