Das Kloster Maulbronn

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Unweit von Pforzheim befindet sich sich die schönste Klosteranlage nördlich der Alpen - das Kloster Maulbronn. Friedrich Hölderlin, Johannes Kepler und Hermann Hesse waren Schüler der Klosterschule.

Von Zisterziensermönchen aus dem Elsass im Jahr 1147 gegründet, dauert es fast hundert Jahre, bis eine aus Burgund stammende Bauhütte die Klosteranlage Maulbronn am „Mulenbrunnen“  im spätromanischen Stile fertig gestellt hat. Der Name leitet sich also von der Existenz einer Mühle, mittelhochdeutsch „mulin“ und einer Quelle ab. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts bekommt Maulbronn die Rechte einer Stadt – bis zum Jahr1886 gab es lediglich das Kloster mit seinen Gebäuden.

Wie so oft bei sakralen Bauten und Anlagen, wird zunächst immer weiter gebaut, verändert und neu errichtet. Erst 1450 ist die Klosteranlage so gestaltet, wie sie heute noch aussieht.
Die dreihundert Jahre dauernde Bautätigkeit hat ihre Spuren hinterlassen – vor allem an der Gewölbetechnik ist sehr schön der Übergang vom romanischen zum gotischen Stile zu sehen.
Die  Anlage ist sehr gut erhalten, und nicht von ungefähr wird Maulbronn als „schönste Klosteranlage nördlich der Alpen“ bezeichnet.

Dr. Faustus soll Gold machen

Nach Jahrhunderten reger Bautätigkeit ist die Abtei hoch verschuldet. Der damalige Abt, Johann Entenfuß, holt sich den Alchimisten und Wunderheiler Doktor Faustus aus dem nahen Knittlingen zur Hilfe. Faustus soll ihm Gold machen und die Abtei vor dem Ruin retten. Das klappt nicht, und Entenfuß wird vom Papst wegen „üblen hausens“ abgesetzt.
 Von Faust bleiben die Legende, der Faustturm im Kloster und die berühmten literarischen Verarbeitungen J. W. von Goethes und Thomas Manns.

Das klösterliche Leben

Das klösterliche Leben ist geprägt von Gebet und Arbeit. Die Zisterzienser widmen sich im Handwerk bevorzugt dem Ackerbau, der Viehzucht, dem Obst – und  dem Weinbau.
Die Ordnung im Kloster ist streng hierarchisch. Den Mönchen, die des Lateins kundig sind, stehen die Laienbrüder zur Seite, ohne Ausbildung meist und der Landbevölkerung entstammend.

Die Laienbrüder sind es, die in erster Linie die Handarbeiten verrichten, indessen die Mönche für den geistlichen Beistand zuständig sind. Streng von den Laienbrüdern getrennt in Kirche und Wohnraum, dürfen die Mönche das Kloster nicht verlassen. Am Morgen um zwei Uhr beginnt für sie der erste Gottesdienst, die Vigilie. Bis zum Sonnenuntergang, an dem mit dem Vespergottesdienst der Tag beendet wird, haben sie sich achtmal in der Kirche zur Lobpreisung Gottes eingefunden – an jedem Tag, sommers wie winters, gekleidet in einfachen Kutten und in Sandalen.

In der Brunnenstube am dreischaligen Brunnen wird den Mönchen der Schädel rasiert, bis auf einen kleinen Haarkranz, die sogenannte „Tonsur“. Sie dürfen keine Bärte tragen und sind untereinander gleichgestellt.
Anders dagegen die Laienbrüder. Sie dürfen das Kloster verlassen, um auf den Äckern zu arbeiten, dürfen Bärte tragen und auch auf dem Kopf bleiben ihnen mehr Haare.

Großer Andrang auf das Leben hinter Klostermauern

Das Leben im Kloster ist hart, die Lebenserwartung liegt bei 25 Jahren. Dennoch ist der Andrang auf einen Platz hinter den Klostermauern groß -  weder bei den Mönchen noch bei den Laien gibt es Nachwuchssorgen.
Bete und arbeite, dieses Erfolgskonzept bringt dem Orden bis zur Reformation den Besitz von über hundert Dörfern ein. Zudem liegt Maulbronn an der Grenze zwischen dem Herrschaftsbereich der Rheingrafen und der Württemberger. Das Kloster ist rechtlich nur dem Kaiser und dem Papst untertan, aber die Rheingrafen aus der Kurpfalz üben die Schutzherrschaft über die Abtei aus. Auch das ist ein Grund, weshalb Maulbronn immer gut von der Obrigkeit versorgt wird.

Das Aus für das katholische Kloster

Die Rheingrafen werden abgelöst, als Maulbronn im Jahre 1534 Herzog Ulrich von Württemberg zugesprochen wird. Die Glaubensspaltung der katholischen Kirche im 15. Jahrhundert und der Übertritt der Württemberger zur Opposition gegen den Papst bringen für das Kloster das Ende. Herzog Ulrich enteignet das Kloster, die Mönche ziehen ab, und Ulrichs Sohn Christoph von Württemberg gründet in dem ehemaligen Kloster 1556 eine evangelische Klosterschule.

Kaderschmiede der evangelischen Kirche

Die Klosterschule wird zur Kaderschmiede der evangelischen Kirche und des Herrscherhauses der Württemberger. Einer der ersten Schüler ist Johannes Kepler, der Astronom, der den Lauf der Planeten berechnete. Ein anderer berühmter Klosterschüler ist Friedrich Hölderlin, der als einer der berühmtesten Dichter der Romantik bis zum heutigen Tag über eine riesige Fangemeinde verfügt.

Der Klosterschüler Karl Friedrich Reinhard dürfte nicht so ganz im Sinne der Württemberger Herzöge gewirkt haben. Als begeisterter Anhänger der französischen Revolution wird Reinhard Außenminister der ersten französischen Republik. Zur gleichen Zeit  kämpft Georg, der zweite Sohn von Justinus Kerner, auf den Pariser Barrikaden gegen das „Ancien Regime“.

Aber die Begeisterung einiger Klosterschüler für die Revolution schlägt nach dem grauenhaften Morden der Jakobiner um in Abscheu. Reinhard bleibt zwar bei den Gewinnern und macht europäische Realpolitik für Napoleon, aber Georg Kerner kehrt ernüchtert nach Hause zu seinen Eltern zurück.

Karl Friedrich Reinhard ist für Napoleon wesentlich an der Liquidation des alten deutschen Reiches beteiligt. Ein spätes Geschenk für die Herzöge von Württemberg  ist ihr Aufstieg in die Königsriege Europas von Napoleons Gnaden. In der Folge, 1807, wird aus der Klosterschule das heute noch existierende evangelisch-theologische Seminar.

 
Im Maulbronner Kreuzgang

 Verzaubert in der Jugend grünem Tale

Steh ich am moosigen Säulenschaft gelehnt

Und horche, wie in seiner grünen Schale

Der Brunnen klingend die Gewölbe dehnt.

Hier ward mein erster Jugendtraum zunichte.

An schlecht verheilter Wunde litt ich lang.

Nun liegt er fern und ward zum Traumgesichte

Und wird in guter Stunde zum Gesang.

Nun singet, Wasser, tief in eurer Schale.

Mir ward das Leben längst ein flüchtig Kleid.

Nun tummle, Jugend, dich in meinem Tale

Und labe Dich am Traum der Ewigkeit

Und alles ist so schön und still geblieben.

Nur ich ward älter, und die Leidenschaft,

Der Seele dunkler Quell in Haß und Lieben,

Strömt nicht mehr in der alten wilden Kraft.

Die Seele, die nach Ewigkeit begehrte,

Trägt nun Vergänglichkeit als liebe Last

Und ist auf der erspürten Jugendfährte

Noch einmal still und ohne Groll zu Gast.

Hermann Hesse in Maulbronn

Der Dichter dieser Zeilen über die Atmosphäre im Seminar von Maulbronn ist Hermann Hesse.
Als Vierzehnjähriger kommt Hesse 1891 in das Seminar und ist zu Anfang vom klösterlichen Leben sehr angetan. Das ändert sich nach kurzer Zeit. Er wird depressiv und rebellisch. Nach einem Fluchtversuch, ein halbes Jahr nach seinem Eintritt in das Seminar, holt ihn sein Vater heim nach Calw.

Als Mariabronn in „Narziß und Goldmund“, sowie als Waldzell im „Glasperlenspiel“ taucht das Kloster immer wieder in den Romanen von Hermann Hesse auf.

Quellen und Literaturtipps:

https://www.hermann-hesse.de/biografie/lebensstationen/maulbronn

Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9. Auflage 1977, Mannheim, Bd. 15 Seite 766/Bd. 3 Seite 780 und 615

http://www.kloster-maulbronn.de/

Weingärtner Freudenstein – Hohenklingen, www.wg-fh.de

Hans-Heinrich Welchert: Wanderungen zu Burgen und Klöstern in Schwaben, Societäts Verlag, Frankfurt am Main 1975