Im Stauffenberg-Schloss in Lautlingen verbrachte Claus Schenk von Stauffenberg (1907 - 1944) als Kind gemeinsam mit seinen Eltern und Geschwistern häufig die Ferien. Heute erinnert im Schloss eine Ausstellung an den Widerstandskämpfer.
Die Anfänge des Schlosses in Lautlingen liegen im Mittelalter und gehen zurück auf die Herren zu Tierberg. Über die Herren von Westerstetten, gelangt die Herrschaft samt Schloss 1625 an die Schenken zu Stauffenberg. Sie gehören dem reichsfreien, niederen Adel an und sind nur dem Kaiser und Reich verpflichtet. Die Mitglieder der Familie sind außerdem in Diensten der Grafen von Zollern und später der Grafen von Württemberg.
Nach der Reformation bleiben die Stauffenbergs katholisch und dienen dem Königshaus der Habsburger. Zuletzt zu Reichsgrafen aufgestiegen, verliert die Familie Stauffenberg 1806, nach dem Untergang des römisch-deutschen Kaiserreiches ihren Herrschaftsanspruch an den König von Württemberg.
Hundert Jahre später wird das Schloss Lautlingen bevorzugter Aufenthaltsort der Familie Alfred Schenk von Stauffenberg und seiner Frau Caroline mit ihren Zwillingen Alexander und Berthold, geboren 1905 und Claus, geboren 1907.
Berthold schlägt die Juristenlaufbahn ein, Claus wird Offizier. Beide sind zu Beginn des 2. Weltkrieges in der deutschen Wehrmacht - Berthold im Oberkommando der Marine, Claus an der Front in Polen und Frankreich und ab 1940 im Generalstab des Heeres.
Claus wird mit seiner Einheit 1943 als Verstärkung des Afrikakorps unter Erwin Rommel nach Nordafrika abkommandiert. Bei einem Fliegerangriff schwer verwundet, verbringt er seinen Genesungsurlaub in Lautlingen.
"Lautlinger Leitsätze"
Berthold und Claus von Stauffenberg gehören dem Widerstand gegen Hitler an und entwerfen in den "Lautlinger Leitsätzen" eine Staatsordnung für die Zeit nach der Beseitigung des Diktators, die sie für unvermeidbar halten. Die Leitsätze sind bewusst allgemein gehalten, um politisch Andersdenkende in den Widerstand einzubinden.
Der 20. Juli 1944
Das Attentat auf Hitler hat Claus Schenk Graf von Stauffenberg unter dem Decknamen "Walküre" seit Juni 1944 vorbereitet. In der Führungsriege der Wehrmacht kann er - spätestens seit der Landung der Amerikaner in Frankreich - auf Unterstützung rechnen; Ausführen muss er den Anschlag zuletzt allein.
Am 20. Juli 1944 ist die Gelegenheit so günstig wie nie. Stauffenberg deponiert seine Aktentasche mit dem Sprengstoff im Führerhauptquartier in der "Wolfsschanze" in Ostpreußen. Unter einem Vorwand verlässt er mittags die Baracke; um 12.42 Uhr detoniert der Sprengsatz.
Stauffenberg ist zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg nach Berlin, und der Plan "Walküre" rollt nach seiner Ankunft um 15.45 Uhr langsam, zu langsam, an. Widersprüchliche Meldungen über den Tod Hitlers, das Abwarten der Militärs und Fehler in der Kommunikation lassen den Aufstand zusammenbrechen. Am Abend meldet sich der Diktator über Rundfunk zu Wort. Kurze Zeit später wird der Attentäter von Offizieren der Wehrmacht festgenommen und ohne Urteil erschossen. Sein Bruder Berthold bekommt noch einen Prozess vor dem Volksgerichtshof und wird drei Wochen später hingerichtet.
Nach dem gescheiterten Anschlag und nach dem gewaltsamen Tod der Brüder wird die Familie von den Machthabern stark bedrängt. Graf Nikolaus von Üxküll-Gyllenband, der Patenonkel von Claus, wird nach einem Prozess im September 1944 hingerichtet. Die Mutter und seine hochschwangere Frau kommen in Haft, seine Kinder in ein Kinderheim.
Die Lautlinger stehen der Familie Stauffenberg bei
Die Lautlinger aber stehen der Familie bei und versuchen zu helfen, wo es möglich ist. Im Frühling darauf ist der Krieg zu Ende, und Gräfin Caroline kann die Frauen des Dorfes in ihrem Schloss vor den Übergriffen der französischen Soldaten in Sicherheit bringen. Sie wohnt bis zu ihrem Tod 1956 im Schloss, gemeinsam mit der Witwe von Berthold, die 1970 stirbt.
Seitdem ist die Anlage im Besitz des Landes Baden-Württemberg. Das Haupthaus beherbergt seit 2007 die Gedenkstätte für die Brüder Stauffenberg.