
Was sein Vater, Friedrich I. von Preußen, mit vollen Händen ausgegeben hat, muss der Sohn wieder eisern einsparen. 1713 übernimmt Friedrich Wilhem I ein hochverschuldetes Land. Seine ersten Amtshandlungen sorgen für großes Aufsehen – weit über Preußen hinaus.
Fünf Mundköche, acht Meisterköche, drei Bretmeister, drei Pastetenbäcker, vier Konditoren und 24 weitere Köche werden von einem auf den anderen Tag arbeitslos, als der junge König sein Amt antritt. Friedrich Wilhelm benötigt für seine Hofküche nur fünf Bedienstete. Von den 600 Pferden seines Vaters verbleiben gerade 120 in den Hofstallungen. Die Bezüge der Führungsriege des Hofes werden halbiert. Minister und Generäle müssen unter Friedrich Wilhelms Regierung mit 30 Prozent ihres bisherigen Gehaltes auskommen.
Als einziger Sohn von Friedrich I. und Sophie Charlotte 1688 in Potsdam geboren, hat Friedrich Wilhelm die verschwenderische Hofhaltung seiner Eltern erlebt. Immerhin: neben deren Schulden erbt er als erster den Titel König in Preußen, nachdem sein Vater 1701 sich selbst gekrönt hatte.
Im Jahre 1706 heiratet der Kronprinz Dorothea von Braunschweig-Lüneburg-Hannover. Mit dieser Heirat wird Friedrich Wilhelm Schwiegersohn des späteren Königs Georg I. von England. Das Paar hat 14 Kinder, von denen 10 das Erwachsenenalter erreichen.
Soldatenkönig
Den Beinamen “Soldatenkönig” erwirbt sich Friedrich Wilhelm durch seine Reformen in Armee und Staat. Das Militär bildet das Rückgrat Preußens, und der König legt den Grundstein für die preußischen Tugenden Disziplin, Treue, Unbestechlichkeit und Ehrlichkeit.
In seiner Familie führt der König ein strenges Regiment. Sein Sohn, der Kronprinz Friedrich, der später “der Große” genannt werden wird, hat schwer unter der Grausamkeit des Vaters zu leiden. Höhepunkt dieses Vater-Sohn-Konfliktes ist der Fluchtversuch Friedrichs im Jahre 1730 in Steinsfurt.
Reformen in Staat und Armee
Für den Staat Preußen ist dieser praktisch denkende, sparsame Regent allerdings ein Segen. Eine seiner grundlegendsten Reformen ist die Anwendung des “Kantonalsystems” bei der Aushebung der Truppen. Jeder Landesteil wird verpflichtet, eine Anzahl Soldaten zu stellen, welche dann in gemeinsamen Truppenteilen zusammengefasst werden. Diese Regelung stärkt den Corpsgeist und das Gemeinschaftsgefühl der Soldaten.
In die Verwaltung des Staates führt Friedrich Wilhelm das Instrument des Generaldirektoriums ein. Diese Einrichtung ist allein dem König verpflichtet und setzt dessen Politik bis in die Kreise und Städte hinein durch.
Eine “schlanke” Verwaltung, kluge Wirtschaftspolitik und die Ausweitung des Steuersystems auch auf den Adel führen in kurzer Zeit zu einem schuldenfreien Staatshaushalt.
Trotz seines Beinamens führt der Soldatenkönig nur einen Feldzug, den nordischen Krieg gegen den Schwedenkönig Karl XII. Große Gebietsgewinne in Vorpommern, Stettin, Usedom und Rügen sind der Lohn für Preußen.
Wie schon der große Kurfürst vor und auch sein Sohn nach ihm, bietet der pietistisch-fromme König protestantischen Glaubensflüchtlingen Zuflucht. Im Jahr 1732 nimmt Preußen 20 000 Protestanten aus Salzburg auf, denen Land in Ostpreußen zugeteilt wird – Land, das aufgrund Pest und der Tartareneinfälle entvölkert war.
Friedrich Wilhelm I. stirbt im Jahr 1740. Er hinterlässt seinem Sohn, Friedrich II., einen wohlgeordneten und schuldenfreien Staat.
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