Rottweil – älteste Stadt Baden–Württembergs

Rottweil, die älteste Stadt Baden-Württembergs, ist nicht zu verfehlen. Steht im Lexikon von 1977 noch geschrieben, "der 70 Meter hohe Kirchturm ist das überragende Wahrzeichen der Stadt", gilt das jetzt nicht mehr.  Im Juli 2017 erreichte der Testturm der Thyssen AG auf dem Berner Feld seine Endhöhe von 246 Metern. Gleichgültig von welcher Seite man sich Rottweil nähert, der Turm - gebaut zum Testen von Aufzügen - überragt alles.

Militärsiedlung der Römer

 Am Kreuzungspunkt auch heute noch wichtiger Handelswege, datiert die Gründung einer römischen Militärsiedlung auf das Jahr 73 nach Chr. Mit den römischen Soldaten kamen von jenseits der Alpen auch Hunde mit an den Neckar. Der "Rottweiler" ist bis heute ein unter Kennern beliebter Gebrauchshund, der allerdings in einigen Bundesländern auch als "Listenhund", als Kampfhund also, eingestuft ist. In Rottweils Innenstadt ist dem Hund ein Denkmal gewidmet.

Vom Stützpunkt zur freien Reichsstadt

Vom Militärstützpunkt wandelt sich der Ort im zweiten Jahrhundert zu einer zivilen Siedlung. Bis zur ersten Erwähnung von "Rotumvila" als Pfalz der fränkischen Kaiser im Jahr 887, ist Rottweil durchgehend besiedelt und baut seine bedeutende Stellung im Südwesten weiter aus. Höhepunkt dieser Stadtentwicklung ist die eigenmächtige Erklärung zur freien Reichstadt im 14. Jahrhundert. Rottweil ist zu dieser Zeit schon Sitz des kaiserlichen Hofgerichtes. Die Entscheidungen die hier gefällt werden, haben Geltung von den Alpen bis Köln und von den Vogesen bis zum Lech und dem Thüringer Wald.

Der Narrensprung findet jeweils am Rosenmontag um 8 Uhr und am Fasnetdienstag um 8 Uhr und um 14 Uhr statt. Tausende Besucher lockt die Veranstaltung jedes Jahr nach Rottweil.

Narrensprung

In diese Zeit fällt auch die erste Erwähnung der "Fasnet" in Rottweil. Der "Narrensprung", veranstaltet von der Narrenzunft Rottweil, läutet das Ende des Winters ein und ist eines der wichtigsten Feste der alemannischen Fasnet.

Kaiser Rudolf von Habsburg bestätigt die Privilegien der Stadt, aber das Hofgericht endet 1784. Mit dem Sieg Napoleons und dem Untergang des ersten deutschen Kaiserreiches 1804, verliert die Stadt auch den Status als Freie Reichsstadt und geht an das Königreich Württemberg.

Industriegeschichte

Schon im 16. Jahrhundert ist in Rottweil eine bedeutende Pulverfabrikation nachgewiesen. Über 400 Jahre wird im Neckartal Schießpulver hergestellt. Als Höhepunkt der Produktion weist das Jahr 1917 für die "Vereinigten Köln - Rottweiler Pulverfabriken AG" einen Ausstoß von 6000 Tonnen und eine Beschäftigtenzahl von mehr als 2200 Arbeitern aus. 1926 wird diese AG mit der IG Farbenindustrie AG vereinigt. Nach 1945 wird ein Großteil der Industrieanlagen von den französischen Besatzern demontiert. Danach wird in Rottweil nur mehr Kunstseide produziert. 1994 endet auch dieser Teil der Wirtschaftsgeschichte der Stadt.
Übrig bleibt ein Industrieareal mit vielen, als Kulturdenkmäler eingestuften, Fabrik - und Verwaltungsgebäuden. Ein "Industriepfad" führt von der Innenstadt zu diesem Gelände.

Quellen: Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9. Auflage 1977, Mannheim, Bd. 20, Seite 388 ff
www.rottweil.de

Bildhinweis: ©Thyssenkrupp (1), Stadt Rottweil (2)