Was das Lerchennest in Steinsfurt bei Sinsheim mit dem Preußenkönig Friedrich der Große verbindet. Ein Besuch in einem kleinen, sehenswerten Museum im Kraichgau.
Friedrich der Große war zwar eine der historischen Personen, die die Geschichte unseres Landes besonders stark geprägt haben. In Süddeutschland allerdings hat der Preußenkönig vergleichsweise wenige sichtbare Spuren hinterlassen. Das lag ganz einfach daran, dass er sich im Laufe seines Lebens südlich des Mains nur zu wenigen Gelegenheiten aufgehalten hat.
Eine der wenigen Ausnahmen führt Friedrich schon in seiner Jugend nach Steinsfurt bei Sinsheim. Der 18jährige Kronprinz begleitet seinen Vater, Friedrich Wilhelm I von Preußen auf einer mehrwöchigen Reise an verschiedene Fürstenhäuser Süddeutschlands, wo sein Vater für die kaiserliche Politik werben möchte. Außerdem ist ein Besuch ins Ansbach vorgesehen, wo Friedrichs Schwester Luise verheiratet ist.
Rast in Steinsfurt
In der Nacht vom 4. auf den 5. August 1730 macht der Tross Station in Steinsfurt. Der König nächtigt mit seinem Gefolge in der Kaserne am Ort. Sohn Friedrich wird, zwei Häuser weiter, in der Dachkammer eines kleinen Bauerngehöftes einquartiert.
Wie das “Lerchennest” zu seinem Namen kamDer Überlieferung nach soll sich Friedrich am nächsten Morgen beim Hausherren erkundigt haben, wo er denn eigentlich übernachtet habe. Worauf dieser antwortet: “Auf dem Hof der Familie Lerch”. “Ach, dann habe ich ja in einem Lerchennest geschlafen”, soll Friedrich daraufhin gesagt haben. Der ehemalige Bauernhof ist bis heute erhalten und beherbergt ein wirklich sehenswertes Museum, das sich den damaligen Ereignissen widmet. Und selbstverständlich trägt dieses Museum den Namen “Lerchennest“. Liebevoll gestaltet und gepflegt wird das Museum von Mitgliedern des Vereins Lerchennest e.V.. Ein Besuch des Museums ist allemal zu empfehlen. |
Kronprinz Friedrich, der mit seinem despotischen Vater in ständigem Streit liegt, will seine erste Auslandsreise zur Flucht nutzen. Freunde sollen ihm dabei helfen. In Steinsfurt sieht man die Gelegenheit gekommen.
Der Plan muss misslingen. Denn was die “Verschwörer” nicht wissen: Ein Brief von Friedrich an seinen Freund Katte, in dem er über seine Fluchtpläne schreibt, war schon vor Wochen in die Hände von Kattes Vater geraten. Als getreuer Diener seines Königs hatte dieser den König informiert.
Als Friedrich und seine Freunde im ersten Morgengrauen die bereits gesattelten Pferde besteigen wollen, werden sie bereits von Offizieren des Königs erwartet und festgenommen.
Nach außen hin verläuft die Reise des Königs weiter wie geplant – rheinabwärts über Koblenz nach Wesel. Dort allerdings kommt es zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen Vater und Sohn, den dieser nur knapp überlebt. Nur mit Mühe kann ein General den König davon abhalten, den Kronprinzen mit dem Degen zu erstechen.
Vom preußischen Wesel wird Friedrich ohne Aufenthalt und unter schärfster Bewachung über Halle nach Küstrin in die Festung überführt und gefangen gesetzt. Zwei Jahre muss er dort ausharren.
Tod durch das Schwert
Die Mitverschwörer, von Katte und von Keith, kommen vor ein Kriegsgericht. Der Desertation angeklagt und zu lebenslanger Festungshaft verurteilt, hebt der König diese Urteile auf – „sie sollen Recht sprechen und nit mit dem Flederwisch vorüber gehen“ – und verurteilt sie nach Königsrecht zum Tode durch das Schwert.
Friedrichs Anklage wird vom Gericht als „Familiensache“ nicht behandelt – sein Vater aber besteht darauf, dass er der Exekution seines Freundes Katte beiwohnt.
Der zweite Verurteilte, von Keith, flieht nach England und kehrt erst mit dem Regierungsantritt Friedrichs 1740 nach Preußen und in die Armee zurück.
Foto oben: Lerchennest Sinsheim-Steinsfurt – ©geschichte-zu-fuss.de/W. Wirtz