Stauferland - © Albrecht E. Arnold / pixelio.de

Friedrich II von Staufen

Friedrichs Vater Heinrich, Sohn Barbarossas, ist bei der Geburt seines Sohnes einige hundert Kilometer weit weg. Auf dem Zug von Deutschland nach Italien bleibt seine  hochschwangere Frau Konstanze in Jesi bei Ancona.  Konstanze ist 40, ihr Mann 29; es bleibt ihr einziges Kind und bekommt die Namen der Großväter, Friedrich und Roger.

Friedrichs Heimat wird der Süden, vor allem Sizilien und Apulien.
Kaum ist er 4 Jahre alt sind seine Eltern tot. Palermo ist ein Schmelztiegel der Kulturen rund um das Mittelmeer,  Hier wächst der vierjährige Waise unter der Obhut von untergebenen Dienern auf.

Muslimische Sarazenen, Jüdische Händler, orthodoxe Priester, Ritter aus Südfrankreich und die Nachfahren der Nordmänner, der Wikinger – sie bilden die Bürgerschaft Palermos im Hochmittelalter um die Jahrhundertwende 1190/1200. Für einen elternlosen Herumtreiber – sein Vormund Papst Innozenz IV ist weit weg, in Rom – ein Paradies. Werkstätten, Hinterhöfe, hochherrschaftliche Stadtpaläste, Absteigen und Bibliotheken sind Lern – und Erfahrungsraum für den jungen Friedrich.
Dies sollte ihn für sein ganzes Leben prägen und seine Neugier und sein Wissensdurst bleiben Friedrich bis ins hohe Alter erhalten.

Für Friedrich beginnt der Ernst des Lebens

Als Friedrich 14 Jahre alt wird, beginnt der Ernst des Lebens. Er ist nun volljährig und der Papst sucht ihm eine Braut. Die Wahl fällt auf  Konstanze von Aragon – sie ist doppelt so alt wie Friedrich, hat einen Sohn und ist Witwe des Königs von Ungarn.

Friedrich hat Hilfe nötig. Er ist zwar 1196 von seinem Vater als Kleinkind auf den deutschen Thron gesetzt worden, aber  nach Heinrichs Tod wollen die deutschen Fürsten die Erbfolge der Staufer nicht akzeptieren. Sie wählen, unterstützt von England,  ausgerechnet den  Welfen Otto von Braunschweig zum König.
Die Engländer erinnern sich noch gut an ihren Richard Löwenherz und wollen es den Staufern heimzahlen.

Es gibt aber noch Reste einer stauferfreundlichen Partei. Auch auf die Unterstützung der Franzosen können sie rechnen. Ihr Gegenkönig ist Philipp von Schwaben, der Bruder Heinrichs.
 Zehn Jahre dauert es, bis Philipp sich durchsetzen kann, da wird er in Bamberg erstochen.
Der Welfe wird als Otto IV.  1209 in Rom von Innozenz III. zum Kaiser gekrönt.  In den zehn Jahren zwischen 1198 und 1209 verliert das Kaisertum an Macht und die die kaiserlichen Reichsbeamten werden von den Fürsten nicht mehr ernst genommen.

Aber Otto kann sich seiner Kaiserwürde nicht lange freuen. Er will Unteritalien und wird, praktisch im Vorbeimarsch an Rom, von Papst Innozenz III.  gebannt. Auf Betreiben des Papstes und des französischen Königs verweigern einige deutsche Fürsten Otto die Gefolgschaft und wählen in dessen Abwesenheit Friedrich als den II. von Staufen zum König. Otto muss zurück über die Alpen – der Wettlauf mit Friedrich beginnt. Friedrich gewinnt und wird 1215 in Aachen zum König gekrönt.

Friedrich II – ein gewiefter Taktiker

Friedrich scheut sich nicht, kaiserliche Privilegien zu opfern, um seine Macht als Kaiser und die Macht der Staufer zu sichern. Ein kluger Schachzug ist 1220 die Verleihung wichtiger “Regalien” (Münz-Markt – Zollrecht, Gerichtsbarkeit) an die geistlichen Fürsten. Sie stimmen deswegen auch der Einsetzung  Heinrichs, Friedrichs fünfjährigem Sohn als deutschem König zu. Im gleichen Jahr wird Friedrich von Papst Honorius III. in Rom zum Kaiser gekrönt.
All das geschieht in für die damalige Zeit ungewohntem Tempo und wird durchgesetzt von einem Herrscher, der gerade einmal 25 Jahre alt ist.

Im Norden hat Friedrich Ordnung geschaffen, aber in Sizilien ist während der neun Jahre ein Schlendrian eingerissen, den er schleunigst beenden muss. Die lokalen Herren arbeiten in die eigene Tasche und sprechen Recht, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt.
Von Foggia aus, seinem  Regierungssitz in Apulien, beginnt er die sizilianische Anarchie zu beenden. Seine jahrelangen Bemühungen münden 1231  in die Konstitutionen von Melfi, einem genauen Regelwerk für die Verwaltung eines Staates. Es ist durch die Klarheit der Regeln und Zuordnungen über Beamte und Gesetze ein Werk von geschichtlicher Bedeutung.

Privat muss Friedrich 1222 den Verlust seiner Frau Konstanze verschmerzen. Nachfolgerin wird Isabella von Brienne. Diesmal ist Friedrich doppelt so als wie sie. Sie ist 12 und Erbin des nach dem letzten Kreuzzug 1099 von den Kreuzfahrern gegründeten Königreichs von Jerusalem.

Dieser Eheschließung folgt 1227 die Vorbereitung des 5. Kreuzzuges. Nach dem sog. “Kinderkreuzzug” 1212, auf dem Tausende Jungen und Mädchen in Marseille von betrügerischen Reedern nach Alexandria verschifft und dort als Sklaven verkauft wurden , ist dies der vierte  Kreuzzug, der die christliche Machtbasis Jerusalem für das Abendland sichern soll.

Erfolge ohne Blutvergießen

Kurz vor Ablegen der 50 Schiffe in Brindisi bricht eine Seuche aus und Friedrich bläst die Aktion ab. Der Papst heißt inzwischen Gregor IX. und ist ein beinharter, fanatischer Machtpolitiker.
Er ist verstimmt und bannt den Kaiser. Dieser ignoriert den Bannfluch und sticht ein Jahr später, 1228, in See.
Ohne Blutvergießen, nur durch Verhandlungen mit dem Sultan  Elkamil von Ägypten bekommt er Jerusalem, Bethlehem und Nazareth.
Die Legende behauptet, die beiden Herrscher seien sich –  ohne sich je gesehen zu haben – auf Anhieb sympathisch gewesen. Beide allseits hochgebildet und intelligent. Zudem spricht  Friedrich fließend Arabisch und ist von deren Kultur fasziniert.
Das imponiert dem Sultan , der zudem kein Interesse an einer Schlacht mit dem Staufer, der  mit ihm seine Jagdleidenschaft mit Falken teilt.

Soviel Harmonie passt Papst Gregor nicht ins Konzept – ihm wäre ein Misserfolg des Kreuzzuges lieber, um den Staufer loszuwerden. Die Pasttreuen im Gefolge Friedrichs versuchen den Sultan zu einem Angriff zu überreden – der Sultan warnt den Staufer, ein ungeheuerlicher Vorgang.
Friedrich dankt es ihm mit einer lebenslangen Freundschaft. Regelmäßig reisen Geschenke über das Mittelmeer (wahrscheinlich seltene Jagdfalken).

Friedrichs Frau hat ihm derweil einen Sohn, Konrad, geboren – stirbt aber mit 17 bei der Geburt.

Heimweh nach Apulien

Bis jetzt war Friedrich praktisch nur unterwegs. Er ist um die 30 und lebt sozusagen aus dem Koffer.
Es gibt Pfalzen und Burgen, auf denen er Hof hält, Recht spricht, seine Beamten kontrolliert und sich Beschwerden seiner Lehnsherren anhören muss. Alles in allem ein ziemlich ödes Amt.  Vor allem im Norden seines Reiches fühlt er sich nicht zu Hause.  Undurchdringliche, finstere Urwälder, ungebildete Leute um ihn herum, kalt und unwirtlich ist es dort. Friedrich sehnt sich nach seiner eigentlichen Heimat,  Apulien.

Er residiert am liebsten in Foggia. Sein Hof ist eine einzige Schatzkammer der Welt. Er überträgt, was er in seiner Jugendzeit in Palermo gesehen hat an seinen Hof und verwandelt  ihn in ein Zentrum des Wissens der Welt. Daher kommt auch sein Beiname “Stupor mundi” – das Staunen der Welt.
Sarazenen, Juden, Byzantiner sind seine Leibwachen, Berater und Gesprächspartner. Friedrich hält seltene Tiere, Leoparden, Elefanten, Kamele und natürlich Falken! Die Jagd ist seine Leidenschaft und er verfasst ein Standardwerk über die Falknerei.

Das Königreich im Norden regiert Friedrichs Sohn Heinrich VII. seit 1228. Er stärkt gegen den Widerstand der Landesherren die Städte und die Rechte der kaiserlichen Ministerialen. Auf dem Hoftag in Worms 1231 muss er jedoch den weltlichen Fürsten die gleichen Rechte zugestehen wie den  geistlichen Jahre zuvor. Zudem zwingen ihn die Fürsten, den Städten zu verbieten eigene Verwaltungen zu begründen.

Friedrich bestätigt 1232 auf dem Reichstag in Ravenna diese Politik und bringt damit seinen Sohn gegen sich auf.  Heinrich verbündet sich mit den lombardischen Städten – sein Vater reist 1235 nach Deutschland, um seinen Sohn zur Rechenschaft zu ziehen. Friedrich setzt Heinrich ab und schickt ihn kurzerhand zum Hausarrest nach Apulien, wo er 1242 stirbt.

Friedrichs Privatleben, er ist jetzt 40 Jahre alt, ist von der Politik bestimmt. Seine 3. Hochzeit 1235 mit Isabella, der Schwester des engl. Königs dient der Versöhnung mit den Engländern und den Welfen.
Beider Sohn Konrad wird 1237 deutscher König, Konrad IV.
Im gleichen Jahr schlägt Friedrich die Lombarden bei Cortenuova.

Trotz dieses Erfolges sind die deutschen Fürsten unzufrieden und wählen Gegenkönige und der Papst bannt Friedrich 1239 zum zweiten Mal. Als Gregor zu Ostern 1241 eine Synode nach Rom einberuft, kann der Kaiser die auswärtigen Gesandten gefangen nehmen; da stirbt Gregor und sein Nachfolger kurz nach ihm.
Erst nach eineinhalb Jahren einigen sich die Kardinäle auf den neuen Papst  Innozenz IV.
1244 stimmt dieser  einem Treffen mit  dem Kaiser zu. Kurz vor der Zusammenkunft  flieht der Papst, aus Angst gefangen gesetzt zu werden, in seine Heimat Lyon.
Im gleichen Jahr erobern die Muslime Jerusalem und Friedrich verspricht dem Papst einen weiteren Kreuzzug. Trotzdem erklärt ihn Innozenz auf dem Konzil im Juni 1244 für abgesetzt. Der Papst ist immer noch im sicheren Lyon.

Friedrich ist Anfang 50 und durch die Kämpfe ausgezehrt. Er entgeht  noch diversen Anschlägen seiner Gegner, aber das Ende der Staufer kann nicht mehr verhindern.
Im November 1250 erkrankt er an Ruhr und stirbt im Castel  Fiorentino bei Lucera.

 

Foto: Stauferland – © Albrecht E. Arnold / pixelio.de