Der Dichter Friedrich Hölderlin, einer der bedeutendsten Dichter der Romantik, hat auch heute noch eine riesige Fangemeinde. Sein Leben ist eng verwoben mit der Universitätsstadt Tübingen.
Johann Christian Friedrich Hölderlin wird am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar geboren. Sein Vater Heinrich, ein Klosterhofmeister, stirbt früh. Der Stiefvater G. Ch. Gock ist Bürgermeister von Nürtingen. Die fromme, pietistische Mutter Johanna Christiana, eine Pfarrerstochter, erzieht den Sohn in ihrem Glauben und erhofft sich für ihn ein geistliches Amt.
Hölderlin besucht die Klosterschulen in Denkendorf und Maulbronn; ab 1788 studiert er Theologie in Tübingen. Während seines Studiums kommt es in Frankreich zur Revolution – der junge Student begeistert sich für ihre Ideen. Seine Kontakte zu Hegel und Schelling sowie die Studien der Schriften von Rousseau, Lessing und Kant lassen die Theologie in den Hintergrund treten und er macht seinen Magister im Fach Philosophie.
Seine erste Stelle als Hofmeister/Hauslehrer tritt er, auf Empfehlung von Friedrich Schiller, bei Charlotte von Kalb in Waltershausen bei Saal an der Saale an. Nach zwei Jahren kündigt er und geht nach Jena. Schiller und der Philosoph Fichte beeindrucken ihn sehr und er findet in Isaak von Sinclair einen Freund fürs Leben.
In Frankfurt und Bad Homburg
Psychisch labil flieht er aus Jena und findet bei der Frankfurter Bankiersfamilie Gontard eine Anstellung als Hofmeister für die Frau des Bankiers, Susette Gontard. Die Freundschaft zu Susette kann seine Entlassung 1798 nicht verhindern oder bedingt sie.
Sein Freund Sinclair nimmt ihn zu sich nach Bad Homburg, wo er bis 1800 bleibt. Dann kehrt er nach Stuttgart zurück und lebt abwechselnd dort und bei seiner Mutter in Nürtingen.
Die Krankheit
1801 versucht Friedrich Hölderlin nochmals eine reguläre Stelle anzutreten – diesmal in der Schweiz, in St. Gallen und anschließend in Bordeaux. Aber 1802 zeigen sich erste Anzeichen psychischer Störungen. Er geht zurück zu seiner Mutter, wo er bis 1804 bleibt.
Wieder ist es sein Freund Sinclair, der ihn ins Leben zurückholen will. Er vermittelt Hölderlin auf eine Bibliothekarsstelle nach Bad Homburg. Unglücklicherweise wird Sinclair wegen umstürzlerischer Umtriebe verhaftet. Hölderlin steht ohne Schutz da.
Er wird nach Tübingen in die Heilanstalt eingewiesen. Im klassizistischen Stil am Platz der alten Burse erbaut, ist es das erste Klinikgebäude in Tübingen und Hölderlin ist einer der ersten Patienten.
Nach 231 Tagen wird Hölderlin als unheilbar entlassen. Die Schreinerfamilie Zimmer nimmt ihn auf und er wird von ihnen fast vierzig Jahre bis zu seinem Tode am 17. Juni 1843 im Turm am Neckar gepflegt.
Prophet der Zeitenwende
Zu Lebzeiten hat Friedrich Hölderlin zwar einen großen Einfluss auf die Literaturströmung des deutschen Idealismus, kann aber mit seinem Absolutheitsanspruch an den Dichter und sich selbst im Alltag nicht bestehen.
Seine herausragenden Werke sind im Altertum angesiedelt, im Goldenen Zeitalter der Schönheit und Götternähe. Hölderlin sah sich als Prophet einer Zeitenwende; ein Gefühl, welches sich durch seine Dichtung zieht.
Foto oben: Der Hölderlinturm in Tübingen – © Hans-Walter Spille/pixelio.de