Mit der Wertsteigerung des Holzes im 18. Jahrhundert erreichte die Waldnutzung auch die Seitentäler und bisher ungenutzte Waldgemarkungen. Holz wurde begehrter Rohstoff und Bäume aus dem Schwarzwald gingen über die Murg und den Rhein per Floß bis in die Vereinigten Niederlande.
Eine Geschichte aus dieser Zeit ist die des Holländermichel. Sie wird spannend erzählt in Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“. Hauff ist in Baiersbronn auch ein Museum gewidmet, wohl auch, weil ein Vetter des Autors Genosse in der Murgschifferschaft war.
Mit dem Aufschwung wurden Holzhauer, Flößer und Fuhrleute angeworben und siedelten im Wald. Sie bekamen Wohnplätze gegen geringen Zins; aber der Wald gehörte dem Herzog. Siedlungen wie Biberach, Viehläger und Aschenplatz entstanden.
Schon vorher hausten Köhler, Harzer, Glasmacher und Pottaschesieder unter einfachsten Umständen im Waldesinneren. Auch über sie gibt es ein sehr schönes Buch von Heinrich Hansjakob „Der Fürst vom Teufelstein“.
Mit dem Aufkommen von Holzkompagnien wie der Murgschifferschaft, die das Holz vermarkteten und einem verstärkten Holzeinschlag kam es zum letzten großen Bevölkerungswachstum im oberen Murgtal. Das untere Murgtal erfuhr zur selben Zeit einen Aufschwung durch die Nutzung der Wasserkraft und 150 Jahre später durch die Industrialisierung.
Die Gewerke der Kolonisten waren der Holzhieb und der Transport. Ganze Baumstämme oder Balken und Bretter wurden zusammengebunden oder lose auf den Gewässern der Seitentäler zur Murg und auf ihr weiter zum Rhein geflößt. Zugute kam den Flößern bei ihrer schweren und gefahrvollen Arbeit der Wasserreichtum der Gebirgsbäche.
Aber auch ohne viel Wasser wurde geflößt: In den “Wasserstuben” genannten kleinen Staubecken wurde so lange gestaut, bis die Flutwelle das Holz in einem Schwung zu Tal riss. In Rechen am Talausgang konnte das Holz wieder geborgen werden. Bis zur unteren Murg musste bedingt durch den wilden Lauf des Wassers mit viel Verlust gerechnet werden. Erst im ruhigeren Talabschnitt wurden die Stämme zu Flößen gebunden, und es dauerte Wochen, bis das Holz verkauft war und die Flößer wieder nach Hause konnten.
Salbeöfen
Rest- oder Abfallholz vor allem der Kiefer konnte in Salbeöfen (siehe Bild oben) zu Holzteerprodukten verschwelt werden. Salbeöfen gab es sehr häufig und es waren Einwanderer aus Tirol, die Köhlerfamilie Wein, die erstmals am Tonbach einen gemauerten Ofen mit zwei Kammern gebaut und so Kienöl zum Gerben von Leder, Lampenöl und Karrensalbe hergestellt hatte. Nach mehrtägigem Betrieb des Ofens blieb Holzkohle übrig, die in Pforzheim von den dort ansässigen Schmieden zum rauchfreien Bearbeiten von Gold und Silber benötigt wurde.
Nach verheerenden Bränden wurde das Salbebrennen 1800 verboten.
Pech, Teer, Terpentin
Ein weiteres Gewerbe war das des Harzers. Durch gezielte Verwundung harzreicher Kiefern im Fischgrätmuster tritt Harz aus und wird unter dem Baum aufgefangen. Aus diesem Harz wurde Pech, Teer und Terpentin gewonnen.
Heute wird die Holznutzung immer weiter zurückgedrängt. Statt aus dem Schwarzwald kommtdas Holz aus der Ukraine und der heimische Forst soll, so der politische Wille, wieder Urwald werden.
Quellen + Literaturtipps zu Baiersbronn, der Region und seiner Geschichte Markus Bittmann: Das Murgtal: Geschichte einer Landschaft im Nordschwarzwald. Katz, Gernsbach. 2009 |
Bildhinweis: Salbeofen in der Nähe von Baiersbronn. © geschichte-zu-fuss.de/Internetagentur Wolfgang Wirtz, großes Bild oben: © Rainer Sturm/pixelio.de