Die Geschichte der Württemberger

Die Geschichte der Württemberger erzählt von geschichte-zu-fuss.de
Schlossplatz Stuttgart - © Maren/pixelio.de

Vom Auf und Ab einer Familie aus dem Remstal. die es mit Glück und Beharrlichkeit bis auf den Königsthron schaffte.

Konrad von Beutelsbach zieht im hohen Mittelalter vom Remstal hinauf auf den Berg, nach dem er sich fortan nennt - Conradus de Wirtineberg. Die 1024 erstmals schriftlich erwähnte Kapelle, ist dem heiligen St. Nikolaus geweiht, und die erste Burg entsteht um diese Kapelle herum als typische Ritterburg.
Die Geschichte dieser Burg über mehr als 900 Jahre hinweg bis zu der Grabkapelle von heute, ist eng verbunden mit dem  Aufstieg der Familie der Württemberger. Sie "spielen um hohen Einsatz und gewinnen", wie  ein Biograph der Württemberger schreibt. Von Burgvögten, Beamten des Landesherrn, über Grafen Herzöge und Kurfürsten führt ihr Weg bis in den Königsstand.

Die Burg wird dreimal zerstört

Aber dieser Weg ist steinig. Die Burg wird im Laufe der Jahrhunderte dreimal komplett zerstört und wieder aufgebaut. Beharrlichkeit und Glück sind die beiden Wesenszüge der Württemberger.

Der erste Zusammenbruch kommt 1207. Friedrich der Einäugige, Herzog von Schwaben, liegt mit seinem Schwager, Heinrich von Bayern, im Streit.  Der Burgvogt von Württemberg gerät zwischen die Fronten und der Bayer lässt dessen Burg schleifen und in Brand stecken.

Stuttgart - die Grabkapelle der Württemberger. Die Geschichte der Württemberger erzählt auf geschichte-zu-fuss.de
Grabkapelle Stuttgart - © hunterbliss/Fotolia

Der Reichsfeind

Einhundert Jahre später, die Burg ist inzwischen wieder aufgebaut und die Württemberger sind zu Grafen geworden, setzt einer von ihnen wieder alles aufs Spiel. Eberhard "der Erlauchte" von Württemberg liegt in ständiger Fehde mit den freien Reichsstädten, allen voran mit dem benachbarten Esslingen.
Die Klage über Eberhard kommt vor den Reichstag in Speyer. Der Beklagte tritt selbstbewusst vor den Kaiser Heinrich VII. und gibt zu, dass er die Städte "gezwickt" habe. Er werde dies auch weiterhin tun, tönt er und reist ab, ohne vom Kaiser die Erlaubnis zu bekommen. Der Kaiser erklärt ihn zum Reichsfeind. Eberhard verliert sämtliche Besitzungen und Titel und seine Burg wird geschleift - die Esslinger immer vorne dabei.

Die Württemberger haben ihre Lektion gelernt und benötigen nun das Doppelte an Zeit, um sich wieder ihrer alten Besitzungen zu bemächtigen. Die Burg wird zwar wieder aufgebaut und bleibt Familienbesitz - aber der Herrschersitz verlagert sich in das nahe Stuttgart.

Ulrich der Vielgehasste ...

Anfang des 16. Jahrhunderts, die Württemberger sind nun Grafen geworden und haben ihren Herrschaftsbereich wesentlich erweitern können, da kommt mit Graf Ulrich, "dem Vielgehassten", ein leichtsinniger, gewalttätiger und aufbrausender Despot zur Macht.
Es ist das Frühjahr 1519, Ulrich sitzt mit Gästen und Getreuen an der Tafel, da erfährt er durch einen Boten, dass die Reutlinger seinen Burgvogt zu Achalm als Blutrache für einen der Ihren gelyncht haben.

Die Geschichte der Württemberg - Schloss Solitude
Schloss Solitude - © Rainer Sturm/pixelio.de

Kurzerhand hebt Ulrich die Tafel auf und überzieht die Reichsstadt mit Fehde. Er kann zwar Reutlingen schnell besiegen und zum Gehorsam zwingen, bekommt es jetzt aber mit dem Schwäbischen Bund der Reichsstädte zu tun. Der Bund ist mächtig und hat viel Geld in der Kriegskasse, um Landsknechte einzukaufen. Ulrich wird besiegt, verliert Land und Herzogstitel - er muss fliehen. Fünfzehn Jahre bleibt er seiner Heimat fern und niemand in Württemberg hätte von ihm auch nur ein Stück Brot genommen, so verhasst war er seinen Landeskindern.

Ulrich der Vielgeliebte

Aber es kommt ihm das Glück zu Hilfe - in Form einer schwerwiegenden Fehlentscheidung des siegreichen Bundes der Städte. Nicht wissend, was sie mit dem herrenlosen Herzogtum anfangen sollen, verkaufen sie das Land den Österreichern. Der Habsburger Kaiser Karl V. gibt Württemberg seinem Bruder Ferdinand zu Lehen. Inzwischen hat die Reformation Luthers im Südwesten Fuß gefasst und die katholischen Habsburger unterdrücken die neue Lehre mit aller Macht.

Ulrich sucht sich Verbündete, wo er kann. Sogar die aufständischen  protestantisch gesinnten Bauern des Hegaus ziehen unter seinem Befehl  1524/25 siegreich bis nach Stuttgart. Aber der Bauernaufstand bricht zusammen und Ulrich wird vertrieben. Neun Jahre später kann er mit dem hessischen Landgrafen Philipp als Verbündetem den österreichischen Statthalter in Stuttgart vertreiben und bekommt Land und Titel zurück.

Bis 1599 bleibt Württemberg zwar österreichisches Lehen, aber die Herrschergewalt liegt uneingeschränkt bei dem neuen, alten Herzog Ulrich. Seine erste Amtshandlung ist die Einführung der Reformation im Land. Er ist geläutert und regiert sein Herzogtum als der "Vielgeliebte" bis zu seinem Tod im Jahre 1550 auf gute Weise.
 Die Burg wird wieder aufgebaut und bleibt so, bis König Wilhelm I. im Jahr 1824 den alten Familiensitz abtragen lässt, um aus den Resten die Grabkapelle für seine verstorbene Königin bauen zu lassen.

Stuttgart - vom Dorf zur Hauptstadt

Bis zu dieser Zeit Ulrich des Ersten ist Stuttgart von der kleinen Siedlung des ersten Herzogs von Schwaben Hermann aus dem 10. Jahrhundert zur Hauptstadt des Herzogtums Württemberg aufgestiegen. Kurzzeitig im Besitz der Markgrafen von Baden, die Stuttgart 1219 zur Stadt erheben, kommt sie als Mitgift von Mechthild von Baden an die Württemberger.

Das Alte Schloss

Graf Eberhard I. errichtet 1292 eine befestigte Wasserburg, das heutige Alte Schloss. Während der Teilung Württembergs in die Stuttgarter und die Uracher Linie ist die Stadt Regierungssitz des einen Teiles. Noch während dieser Teilungszeit, im Jahr 1457, kommt in Stuttgart der erste württembergische Landtag zusammen. 1495 wird Graf Eberhard im Barte Herzog. Stuttgart wird seine  Residenz.

Umzug nach Ludwigsburg

Nach dem Triumph Ulrichs über seine Widersacher bekommt die Stadt Mitte des 16. Jahrhunderts ihren alten Rang als Hauptstadt zurück. Der Absolutismus als Regierungsform des allein regierenden Herrschers bringt seinen württembergischen Vertreter Eberhard Ludwig in scharfen Gegensatz zu den Landständen, die auf ihren alten Mitspracherechten beharren. Kurzerhand verlegt der Herzog den Regierungssitz 1718 in das nahe Ludwigsburg. Erst seine Nachfolger, und vor allem der Aufstieg des Herzogtums zum Königreich knapp 100 Jahre später, machen Stuttgart wieder zur württembergischen Metropole.

Die Stammburg der Württemberger auf dem Rotenberg ist zwar von Ulrich wieder aufgebaut worden, bleibt aber in ihrer Bedeutung weit hinter der Residenz zurück. Sie verfällt zusehends. Der Sohn des ersten Königs in Württemberg, Wilhelm I., lässt 1824 den alten Familiensitz abtragen, um aus den Resten die Grabkapelle für seine verstorbene Königin bauen zu lassen.

Quellen:
Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9. Auflage 1977, Mannheim Bd. 25 Seite 531
Hans-Heinrich Welchert: Wanderungen zu Burgen und Klöstern in Schwaben, Societäts Verlag, Frankfurt am Main 1975