Auf den Spuren des armen Konrad. Wanderung im Schönbuch

Auf den Spuren des armen Konrad

Logo transparentrotDer Beginn der Renaissance im Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs. Die Entdeckung des amerikanischen Kontinentes, der Buchdruck, die Reformation – die frühe Neuzeit brach an. Von alldem wussten die armen Untertanen des Herzogs von Württemberg nichts oder nur wenig. Sie hatten andere Sorgen.

1495 hatte der Vorgänger Herzog Ulrichs, Graf Eberhard – unter dessen Regentschaft das Herzogtum Württemberg entstand – in einer Landesordnung für Württemberg alte, ungeschriebene Rechte der Bauern und Bürger beschnitten.

Wie der Bund des armen Konrad entstand

Nach Jahren der Missernten zwischen 1508 und 1513 kämpften die Menschen in der Region um das nackte Überleben. Als dann noch der wegen seiner aufwendigen Hofhaltung hochverschuldete Herzog Ulrich im Frühjahr 1514 als Herr über Münzen und Gewichte eben diese Gewichte herabsetzte – bei gleichem Preis für die gewogene Ware – kochte der Volkszorn über: die Geburtsstunde des Bundes des „ armen Konrad”.

Wie in vielen Städten und Gemeinden Württembergs, so schlossen sich auch die ärmeren Bewohner, Handwerker und Bauern der Schönbuchgemeinden Waldenbuch und Glashütte der Bewegung an. Diese Gemeinden waren, wie alle im Schönbuch gelegenen Orte, von den Beschränkungen der Landesordnung besonders betroffen, da ein Überleben ohne ausreichende Waldnutzung unmöglich war.

In Eingaben und Beschwerdeschriften forderten die Bürger und Bauern die Rückkehr zum alten Herkommen und zur dörflichen Selbstverwaltung ohne herzoglichen Aufseher, den Waldvogt. Wald und Wild sollten gemein sein, das heißt, der Wald als Weide und zur Versorgung mit Bau- und Brennholz sollte allen zur Verfügung stehen. Die Jagd auf Niederwild sollte jedermanns Recht sein und das Hochwild von den Feldern der Bauern vertrieben werden dürfen.

Der Schönbuch – Deutschland kleinster Naturpark
Der Schönbuch, 156 km2 großes Waldgebiet im Südwesten von Stuttgart ist der kleinste Naturpark Deutschlands. Zu Zeiten des Armen Konrad  war der Schönbuch viel größer als heute. Er erstreckte sich vom Strohgäu bis Reutlingen und vom Neckartal bis Stuttgart. Bewaldet war er nur zu 25% mit Eichen und Buchen. Nadelholz fehlte bis zum 30jährigen Krieg völlig.

Die Tricks des Herzogs

Mit dem Versprechen des Herzogs auf einen außerordentlichen Landtag, auf dem die Beschwerden verhandelt würden, ließen sich die Aufrührer hinhalten und Herzog Ulrich gewann wertvolle Zeit.

Weil sich der Herzog nicht in die Höhle des Löwen traute – Stuttgart und das weite Umland waren in der Hand des armen Konrad – rief er diesen Landtag nach dem sicheren Tübingen ein. Die Beschwerdeführer waren nicht eingeladen; sie sollten ihre Eingaben schriftlich vorlegen.
Wer aber dabei war, das waren die Vertreter der „Ehrbarkeit“. Mit diesen schloss der Herzog dann auch den Tübinger Vertrag. Für den armen Konrad war damit das Todesurteil gefällt. Entschuldet und mit dem neuen Straftatbestend des Landesverrates ausgestattet, machte Herzog Ulrich mit den Aufständischen kurzen Prozess.

Quelle:
http://www.waldenbuch.de/,Lde/start/Tourismus/Armer+Konrad.htlm

Bildhinweis: Schönbuch. © Christian Pedant/Fotolia.com